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Engpässe bei Fahrern und Lagerarbeitern
Die Logistikbranche ist seit Jahren mit einem spürbaren Arbeitskräftemangel konfrontiert. Besonders betroffen sind Berufskraftfahrer, Lagerarbeiter und Disponenten. Viele Unternehmen berichten, dass freie Stellen über Monate hinweg unbesetzt bleiben. Hinzu kommt, dass ein erheblicher Teil der Belegschaft kurz vor dem Renteneintritt steht. Gleichzeitig wächst das Transportaufkommen durch den boomenden Onlinehandel und globalisierte Lieferketten. Ein weiterer Engpass entsteht in den Umschlagszentren, wo Mitarbeitende für Schichtarbeit gesucht werden. Die Bereitschaft, nachts oder am Wochenende zu arbeiten, sinkt jedoch stetig. Dies führt zu Lücken in der Personalplanung und einer stärkeren Belastung der vorhandenen Teams.Ursachen des Arbeitskräftemangels
Mehrere Entwicklungen haben die Situation verschärft. Zum einen sind die Ausbildungszahlen für Berufskraftfahrer seit Jahren rückläufig. Viele junge Menschen bevorzugen Berufe mit geregelten Arbeitszeiten und besseren Entwicklungsperspektiven. Zum anderen steigen die gesetzlichen Anforderungen an Fahrer – etwa durch verschärfte Vorschriften bei Ruhezeiten oder die Pflicht zu regelmäßigen Weiterbildungen. Auch gesellschaftliche Veränderungen spielen eine Rolle: Längere Abwesenheiten von zu Hause sind für viele unattraktiv. Gerade in Familien mit kleinen Kindern oder in städtischen Regionen wird der Beruf des Fahrers seltener gewählt. Selbst lokale Anbieter, etwa ein Umzugsunternehmen in Hamburg, berichten, dass es schwierig ist, Personal für körperlich anspruchsvolle Tätigkeiten zu gewinnen.Folgen für Lieferketten und Unternehmen
Der Personalmangel hat direkte Auswirkungen auf Lieferketten. Transporte verzögern sich, Touren müssen gestrichen werden oder bleiben unterbesetzt. Für die Kunden bedeutet dies längere Wartezeiten und weniger Flexibilität. Besonders in Branchen mit kurzen Lieferfristen – wie dem Lebensmittelhandel – kann dies gravierende Folgen haben. Auch die Kosten steigen. Unternehmen greifen zunehmend auf externe Dienstleister oder Zeitarbeitsfirmen zurück, was den Kostendruck erhöht. Hinzu kommt, dass hohe Überstundenbelastungen bei den bestehenden Mitarbeitenden zu steigenden Krankheitsausfällen führen. Die Abwärtsspirale verstärkt sich dadurch weiter.Maßnahmen zur Mitarbeitergewinnung
Viele Firmen haben begonnen, ihre Recruiting-Strategien anzupassen. Klassische Stellenanzeigen reichen längst nicht mehr aus. Stattdessen setzen Unternehmen auf:- Aktive Ansprache in sozialen Netzwerken und branchenspezifischen Plattformen
- Kooperationen mit Bildungseinrichtungen und Fahrschulen
- Programme für Quereinsteiger, die aus anderen Branchen wechseln möchten
- Finanzielle Anreize, wie höhere Einstiegsgehälter oder Boni
Internationale Rekrutierung als Lösungsansatz
Ein wachsender Trend ist die gezielte Rekrutierung von Fachkräften aus dem Ausland. Fahrer aus Osteuropa, Asien oder Lateinamerika werden angeworben, um offene Stellen zu besetzen. Diese Strategie bringt Chancen, ist jedoch mit Hürden verbunden: Sprachbarrieren, Visafragen und die Anerkennung von Qualifikationen verzögern häufig den Einstieg. Firmen, die internationale Arbeitskräfte erfolgreich integrieren wollen, investieren in Sprachkurse, Patensysteme und klare Onboarding-Prozesse. Nur so lässt sich eine nachhaltige Bindung aufbauen.Digitalisierung als Hebel gegen den Personalmangel
Technologische Innovationen können den Druck etwas abfedern. Moderne Telematiksysteme helfen, Touren effizienter zu planen und Leerfahrten zu vermeiden. Digitale Lagerverwaltungssysteme optimieren die Abläufe und reduzieren den Bedarf an manuellen Tätigkeiten. Auch Automatisierung gewinnt an Bedeutung. In großen Distributionszentren werden zunehmend Förderanlagen, Roboterarme und fahrerlose Transportsysteme eingesetzt. Diese Technologien ersetzen zwar nicht komplett die menschliche Arbeitskraft, entlasten aber die Belegschaft und ermöglichen eine höhere Produktivität.Bindung bestehender Mitarbeiter
Ein zentrales Mittel gegen Fluktuation ist die gezielte Bindung von Fachkräften. Dazu gehören transparente Karrierepfade, interne Weiterbildung und Aufstiegsmöglichkeiten. Firmen, die ihren Mitarbeitenden langfristige Perspektiven bieten, senken das Risiko, dass diese in andere Branchen abwandern. Gleichzeitig rückt das Thema Arbeitsklima stärker in den Fokus. Wertschätzung, Teamgeist und faire Schichtplanung wirken oft genauso motivierend wie finanzielle Anreize. Besonders in einer Branche, die körperlich und zeitlich fordernd ist, spielt die Kultur im Unternehmen eine entscheidende Rolle.Kooperationen und Verbandsarbeit
Um strukturelle Probleme zu lösen, setzen viele Unternehmen auf Zusammenarbeit mit Verbänden und Politik. Programme zur Förderung des Berufskraftfahrer-Nachwuchses oder erleichterte Zugänge zu Ausbildungen sind erste Schritte. Ebenso diskutiert wird eine Absenkung des Mindestalters für den Lkw-Führerschein, um mehr junge Menschen anzusprechen. Zudem gewinnen regionale Netzwerke an Bedeutung. Firmen kooperieren, um Ausbildungsklassen zu füllen, gemeinsame Werbekampagnen zu starten oder Ausbildungsmessen zu organisieren.Zukunftsaussichten und Handlungsdruck
Es zeichnet sich ab, dass der Arbeitskräftemangel in der Logistik nicht kurzfristig verschwinden wird. Vielmehr wird er sich durch den demografischen Wandel weiter verstärken. Ohne gezielte Gegenmaßnahmen droht ein Rückgang der Transportkapazitäten, was die Wirtschaft insgesamt belasten würde. Unternehmen, die frühzeitig auf attraktive Arbeitsbedingungen, internationale Rekrutierung und Digitalisierung setzen, haben bessere Chancen, sich im Wettbewerb zu behaupten. Langfristig wird es nicht ausreichen, nur auf höhere Löhne zu setzen – gefragt sind ganzheitliche Konzepte, die den Beruf attraktiver machen und neue Zielgruppen erschließen.Fazit
Der Arbeitskräftemangel in der Logistik ist ein strukturelles Problem, das weit über kurzfristige Engpässe hinausgeht. Er betrifft nicht nur die großen Speditionen, sondern ebenso kleine Betriebe und regionale Dienstleister. Unternehmen, die Personal langfristig binden und innovative Wege bei der Gewinnung neuer Mitarbeiter gehen, sichern sich einen entscheidenden Vorteil. Die Zukunft der Branche hängt davon ab, wie erfolgreich es gelingt, Berufe in der Logistik neu zu gestalten – moderner, planbarer und attraktiver für kommende Generationen. Nur durch eine Kombination aus Ausbildung, internationaler Öffnung und technologischem Fortschritt lässt sich die Versorgungssicherheit in Lieferketten stabilisieren.Klicken Sie, um zu bewerten.
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